Die Corona-Pandemie in Uganda beeinflusst auch die Arbeit von Hope & Beyond

Wie kommt Hope & Beyond (HaB) in Uganda mit den Widrigkeiten durch das CORONA-VIRUS (COVID-19) zurecht?

Im Februar 2020, unmittelbar vor dem Ausbruch der Pandemie, konnte ich mir selbst ein Bild der Situation in Uganda machen und bin zufrieden und mit vielen neuen Plänen im Gepäck nach Hause geflogen. Nur wenige Tage danach war dann schlagartig alles verändert.

FORUT erhielt am 19.05.2020 auf mein Bitten einen Bericht von Dr. David Kalema zur Situation in der Suchthilfeeinrichtung in Kampala. Daraus hier ein paar Auszüge:

Hope and Beyond (HaB) wurde wie, andere Institutionen auf der ganzen Welt, nicht von den bedrohlichen Auswirkungen der Corona Pandemie verschont. Doch die Mitarbeiter sind engagiert und setzen ihre Arbeitsleistungen fort.

Die akuten Auswirkungen der Pandemie auf die Organisation erforderten sofortige vorübergehende Maßnahmen, um die Einrichtung am Leben zu halten:

Im März 2020 kündigte die ugandische Regierung einen vollständigen Lockdown an, wodurch der öffentliche und private Verkehr (außer zu Fuß oder mit dem Fahrrad) gestoppt wurde. Zusätzlich wurde eine Ausgangssperre von 19.00 bis 6.30 Uhr verhängt. Schulen, Kirchen und andere soziale und wirtschaftliche Unternehmen wurden geschlossen. Nur wesentliche Dienstleistungen wie Lebensmittelverkauf und medizinische Einheiten durften betrieben werden.
In Erwartung der Sperrung hatte Dr. Kalema sich zuvor entschlossen, seine Familie nach Kavule, Mpigi, zu bringen, wo ein HaB-Kompetenzzentrum für Sucht und ein Privathaus geplant sind. Da Kavule außerhalb der Hauptstadt liegt, ist es sicherer für die Familie und bietet im Gegensatz zum Haus in Kampala die Möglichkeiten der Selbstversorgung durch den Garten. Der Aufenthalt in Mpigi war jedoch eine neue Herausforderung für die Verwaltung von HaB. Wegen der ständig zunehmenden staatlichen Beschränkungen musste sich Dr. Kalema ein Motorrad mieten und mindestens drei Tage in der Woche von Mpigi zur HaB Suchteinrichtung zu fahren, um die administrativen und klinischen Bedürfnisse der Patienten bewerkstelligen zu können. Als registrierte medizinische Einrichtung blieb HaB, trotz starker Einschränkungen betriebsbereit. Zu Beginn der Sperrung reduzierte sich die Zahl der Patienten sehr schnell von 28 auf 12, da viele das Schlimmste befürchteten und nach eigener Aussage „lieber mit ihren Lieben sterben wollten“. Da HaB weitgehend von den Patientengebühren getragen wird, gingen die Einnahmen erheblich zurück. Selbst die wenigen Patienten, die im Zentrum geblieben waren, konnten ihre Gebühren aufgrund des Einkommensverlusts ihrer Sponsoren nicht bezahlen.
Geplante (Hochrisiko-) Angebote wie Camps, Hausbesuche und fortgesetzte Betreuung von bereits entlassenen Patienten mussten eingestellt werden. Außerdem wurden neue Verfahren eingeführt, die viel Geld kosten. Die Lebensmittelpreise stiegen infolge der COVID-19-Krise dramatisch an. Zudem verdreifachten sich die Kosten für Medikamente und medizinische Hilfsmittel.

Angesichts der explodierenden Preise, dem sinkenden Einkommen und ohne externe Unterstützung (nicht einmal von der Regierung) war das Management gezwungen, in mehreren Bereichen entscheidende Maßnahmen zu ergreifen:

1. Sicherheit geht vor!

Um das Personal und die Patienten so sicher wie möglich zu halten, wurde eine Besuchssperre für Patienten und ein Quarantänezentrum als zweiwöchige Pufferzone für Neuaufnahmen eingerichtet. Des Weiteren nahmen während des Lockdows die telefonischen Anfragen zu und viele Hilfesuchende beantragten die Aufnahme. Da diejenigen, die Hilfe brauchten, nicht abgewiesen werden sollten, mussten das Personal und die Patienten vor einem möglichen Risiko einer COVID-19-Infektion geschützt werden. Deshalb wurde eine nahe gelegene medizinische Einrichtung beauftragt, Platz für ein 14-tägiges Quarantäneprogramm für Neu-Patienten zu bieten, bevor diese sich dem Reha-Programm anschließen dürfen.

Weitere Schutzmaßnahmen waren die Bereitstellung von Handschuhen und Masken für das Personal sowie der Kauf des Objektthermometers.

2. Personalwechsel:

Unter anderem hat der anhaltende Lockdown den Mitarbeitern, außerhalb des Wohnbereichs, den Zugang zur Arbeit verwehrt und mehrere Personalwechsel waren nötig.

a.) Kleines Arbeitsteam:
Ein Rumpf-Team (unter der Leitung der Oberschwester) bestehend aus einem Berater, einer Verwaltungsassistentin, einer Krankenschwester, drei Wachmännern und zwei Köchen, kümmert sich um die Patienten und setzt in Absprache mit den anderen den Zeitplan des Zentrums um. Zur Verringerung des Risikos, sind die wenigen verbleibenden Mitarbeiter im Zentrum eingesperrt und haben seit dem Lockdown nicht mehr mit ihren Familien interagiert.

b.) Reduzierte Bezahlung und Urlaub für andere:
Mit der Ankündigung des Lockdowns wurden die Dienste von Freiwilligen und Teilzeitbeschäftigten eingestellt und alle Vollzeitbeschäftigten, deren Arbeit von der Sperrung betroffen war, wurden als bezahlter Urlaub eingestuft. Nach Ablauf der vereinbarten bezahlten Urlaubstage erhielten wichtige Mitarbeiter, die per Telefonkontakt oder Internierung weiter tätig blieben, die Hälfte des Entgelts. Währenddessen andere Personen wie der Verwalter und der Ergotherapeut, die keine Aufträge ausgeführt hatten, aufgefordert wurden, auf unbestimmte Zeit unbezahlten Urlaub zu nehmen.

3. Änderungen im Aktivitätenplan und in der Versorgung der Patienten:

Viele persönliche Therapien einschließlich Ergotherapie und spirituelle Therapien sind ausgesetzt. Eine telefonische Beratung wurde eingeführt und derzeit wird die Möglichkeiten für den Betrieb von Online-Beratungsdiensten geprüft. Außerdem wurde die Speisekarte überarbeitet, um vermehrt Früchte anzubieten und einige der teuren Lebensmittel wegzulassen.

Diese Pandemie betrifft HaB und die Suchthilfearbeit weiterhin auf viele bedrohliche und äußerst alarmierende Arten. Die Situation ändert sich sehr schnell. Die Neuinfektionsrate in Uganda ist derzeit höher als je zuvor. Als Reaktion darauf macht die Regierung zweimal pro Woche neue Ankündigungen, was die Planung von Aktivitäten erschwert.

Aber unsere Freunde in Ostafrika machen weiter - einen Tag nach dem anderen. Und wir möchten sie dabei weiterhin so gut, wie es uns möglich ist, unterstützen.

Ein Bestandteil ist unsere gemeinsame Vision 2030 – Building Hope

Wir befinden uns mitten in der Planung und der Mobilisierung von Ressourcen für den Bau des neuen Zentrums für Hope and Beyond das im Jahr 2020 so vielversprechend begonnen hat.

Bei meiner Inspektionsreise konnte ich bereits 3.700 Euro, die FORUT als Spenden erhielt, an Dr. Kalema übergeben. Damit ist neben der wichtigen Sicherung des erforderlichen Landes bereits Summe von 7.600 Euro vorhanden, die HaB für diesen Zweck einsetzen kann.

Die architektonischen Pläne wurden von den zuständigen Behörden genehmigt und zum Zeitpunkt des Lockdowns war geplant, das Land für den Bau zu ebnen.

Doch jetzt können wir alle nur abwarten, wie sich die COVID-19-Pandemie auf den Rest der Aktivitäten auswirken wird.

FORUT plant unbenommen davon, weiterhin einige größere Aktivitäten, um die weiter notwendigen Spenden für den ersten Bauabschnitt, ein Gesundheitscenter zu realisieren. Das Gesundheitscenter soll den Menschen in der Region helfen und es wird das Herzstück der kommenden Rehabilitationseinrichtung.

Wir haben viel vor, wollen aber weiterhin in überschaubaren Schritten daran arbeiten und hoffen auf viel Unterstützung, um den Menschen zu helfen ein besseres und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Ulrike Klahn

Foto: Ulrike Klahn