10 Fragen an Dr. David Kalema

David, Sie sind Geschäftsführer von Hope and Beyond, dem Behandlungszentrum für Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Gründer und Vorsitzender der UAPA (Ugandan Alcohol Policy Alliance) sowie Vorstandsmitglied der EAAPA (East African Alcohol Policy Alliance). Sie forschen zu Thema Alkohol und Suchtabhängigkeit, sind regelmäßig in Fernseh- und Radiosendungen zu sehen und zu hören, Redner auf nationalen und internationalen Kongressen, Ehemann und Vater von vier Kindern und haben gerade mit dem Bau eines neuen Behandlungszentrums für Suchtkrankheiten begonnen...

1) Meine erste Frage an Sie lautet: Schlafen Sie jemals?

Ja, natürlich schlafe ich... zumindest die meiste Zeit. Ich versuche, mindestens sechs Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen, aber manches Mal ist das nicht möglich, wenn ich zum Beispiel entscheidende Fristen einzuhalten habe.

2) Wie haben Sie Movendi International, ehemals IOGT International, kennen gelernt?

Ich habe Movendi über das Regionalbüro der ostafrikanischen IOGT-NTO-Bewegung in Tansania kennen gelernt, das technische und finanzielle Unterstützung für das Advocacy-Programm der UAPA bietet. Im Jahr 2010 nahm ich an einem Partnertreffen in Arusha teil, wo ich Kristina Sperkova, die damalige Vizepräsidentin von IOGT International, traf. Später kam ich mit Maik Dünnbier bei strategischen Kommunikationsworkshops zur Prävention von Alkoholschäden in unserer Region in Kontakt. Diese Zusammenarbeit wurde durch die verschiedenen Alkoholkonferenzen, an denen ich seit 2012 teilgenommen habe, vertieft. In den Jahren 2012-2017 wurde ich während meines Doktoratsstudiums an der Universität Gent, Belgien, Mitglied des Rehabilitationskomitees von IOGT International und nahm an verschiedenen Aktivitäten von Movendi International teil. Diese Exponierung half mir, viele interessante IOGT-Mitglieder wie Dr. Francesco Piani, Rolf (ehemaliger Leiter der Hauptstelle für Suchtfragen) und seine Frau Sabine Hüllinghorst und neben anderen auch einige FORUT-Mitglieder zu treffen.

3) In Uganda gibt es 4 Mitgliedsorganisationen von Movendi International Arbeiten sie zusammen und auf welche Weise?

Alle Mitgliedsorganisationen von Movendi International sind auch Mitglieder von UAPA. Wir treffen uns regelmäßig, um Ideen auszutauschen und uns für die Prävention von Alkoholschäden in Uganda einzusetzen.

4) Was halten Sie von der Zusammenarbeit mit FORUT?

Ich bin sehr stolz auf die Partnerschaft von Hope and Beyond (HaB) mit FORUT, die meiner Meinung nach aus unserer gemeinsamen Zugehörigkeit zu Movendi International resultiert. FORUT ist ein zuverlässiger Partner und ein unschätzbarer Beitrag zur Verwirklichung unserer Träume. Ich bin 2016 mit FORUT-Mitgliedern in Kontakt gekommen, und seitdem hat unsere Zusammenarbeit an Stärke gewonnen und wir konnten viele gemeinsame Erfolge erzielen. Im Rahmen unserer Zusammenarbeit ist es uns zum Beispiel gelungen, unsere Behandlungsleistungen für Alkoholkonsumstörungen (AUD) auf die anfälligsten und finanziell schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft auszuweiten. Und, gemeinsam haben wir den Bau einer öffentlichen Gesundheitsstation und eines Kompetenzzentrums Sucht in Uganda in Angriff genommen.

5) Was war Ihre persönliche Motivation, sich in der Alkohol- und Drogenrehabilitation zu engagieren?

In meinen früheren Jahren lebte ich bei einem Elternteil, einer Tante, die Alkohol konsumierte und später an Leberkomplikationen starb. Sie war ein lieber Mensch, solange sie nüchtern war, aber sehr problematisch, wenn sie Alkohol trank. Während der Zeit, in der ich mit ihr zusammenlebte, habe ich häufig am eigenen Leib erfahren müssen, welchen Schaden Alkohol in einer Familie anrichtet. Als Kind nahm ich ihr den Alkoholkonsum persönlich übel und suchte später nach einer Möglichkeit, alkoholbedingte Leiden in anderen Familien zu verhindern. Bei Hope and Beyond habe ich das Gefühl, dass sich mein Traum, bei der Prävention von alkoholbedingten Schäden in unserer Gesellschaft zu helfen, erfüllt.

6) Wenn es anders gekommen wäre, was würden Sie heute sonst tun?

Ich liebe Fußball sehr. Es war früher einer der stresslösenden Momente meiner Kindheit. Ich musste eine vielversprechende Karriere als Fußball-Schiedsrichter aufgeben, um mich auf die Erforschung und Behandlung von AUD (Alkoholkonsumstörungen) zu konzentrieren. Vermutlich wäre ich heute internationaler Fußballschiedsrichter. Außerdem habe ich mich schon seit meiner frühen Schulzeit in der politischen Führung engagiert. Ich denke, ich wäre vielleicht auch Politiker, vielleicht Abgeordneter im Parlament, wie es einige meiner Zeitgenossen jetzt sind.

7) Wenn Sie die Chance hätten, in Ihrer Vergangenheit etwas zu ändern, was wäre das?

Mein Heranwachsen hatte einige schmerzhaften Episoden. Ich hatte nicht viel Zeit mit meinen leiblichen Eltern und die Verantwortung als Erwachsener kam sehr früh für mich. Bereits mit 17 Jahren sorgte ich für mich selbst und musste neben Schule und Studium mein eigenes Geld verdienen, um unter anderem Miete, Essen und medizinische Versorgung zu bezahlen. Heute habe ich das Gefühl, dass ich nie genug gespielt habe, und ich nehme das Leben wahrscheinlich übermäßig ernst. Diese problematischen Kindheitserinnerungen sind die Momente, die ich am liebsten ändern würde, wenn es möglich wäre.

8) Welche lebende Person würden Sie gerne treffen und worüber würden Sie sprechen?

Ich würde gerne den Papst treffen und darüber sprechen, wie die Prävention von Alkoholschäden bei den Katholiken verankert werden kann.

9) Wie unterstützt Sie Ihre Familie, insbesondere Ihre Frau Christine?

Meine Familie unterstützt mich auf unbeschreibliche Weise. In meiner Familie habe ich die liebevollen Seiten des Lebens gefunden, die ich als Kind wahrscheinlich vermisst habe. Christine ist seit 24 Jahren meine Freundin und seit 16 Jahren meine Frau und ist mein stärkster Anker. Abgesehen davon, dass sie die Familie während meiner langen Arbeitszeiten und Auslandsreisen zusammenhält, ist sie mein größter Fan, die mich immer anfeuert und mich bei der Verwirklichung meiner Ziele unterstützt. Ich glaube, wenn es in meinem Berufsleben ein Problem gibt, schmerzt es sie mehr als mich. Sie engagiert sich leidenschaftlich für das Wohlergehen der Klienten und stellt ihre Dienste ehrenamtlich zur Verfügung, um ihnen Fähigkeiten zum Lebensunterhalt wie Kochen, Backen, Schneiderei und Kunst beizubringen.

10) Welchen Rat geben Sie Ihren Kindern?

Alkohol und Drogen sind ein Traumkiller. Ich sage meinen Kindern, dass das schönste Geschenk, das sie mir je machen können, ist, nie mit etwas in Berührung zu kommen, das ihr Bewusstsein verändert. Ich fordere sie auf, meine Arbeit zu schätzen und bereit zu sein, sie weiterzuführen. Ich hoffe, sie werden eine Stütze bei der Fortführung des Kalema Vermächtnisses sein, wenn meine Kerze ausgeblasen wurde.

Das Interview kann auch im englischen Original unter nachgelesen werden.